Internetprojekt: Hakoah Wien

Der größte jüdische Sportverein der Welt

Hakoah-Mannschaft 1928 (Foto: Hakoah Wien)

1909 wurde Hakoah (hebr.: Kraft) gegründet. Ein wichtiger Hintergrund hierfür war der grassierende Antisemitismus im damaligen Wien, wo 180.000 Juden lebten und mit Karl Lueger erstmals ein erklärter Antisemit zum Bürgermeister einer Großstadt gewählt wurde. Viele nichtjüdische Sportvereine weigerten sich damals, Juden aufzunehmen. Außerdem wurde die Aufforderung Max Nordaus auf dem ersten Zionistenkongress in Basel befolgt, die „einseitige geistige Ausbildung“ zugunsten eines „Muskeljudentums“ aufzugeben. Innerhalb weniger Jahre traten 3.000 Jüdinnen und Juden dem Verein bei und machten ihn zum größten jüdischen Sportverein der Welt.

Hakoah Wasserball
Hakoah-Wasserballteam nach dem Städtekampf Wien gegen Preßburg, Juli 1930 (Repro: nurinst-archiv)

Legendär war bei Hakoah bald sein Wasserball-Team, in der auch Friedrich Torberg aktiv war und dem er einen umfangreichen Roman widmete (Die Mannschaft).

Doch auch die Fußballer spielten auf Spitzenniveau und wurden 1924/25 österreichischer Landesmeister. Sie besiegten auf einer USA-Tour in den zwanziger Jahren fast alle US-Profi-Teams.

Hakoah Schwimmen
Schwimmabteilung Hakoah (Repro: nurinst-archiv)

Die eigentliche Stärke der Hakoah aber war die Schwimmabteilung, die etliche Europarekorde errang. Ein weltweit beachtetes Zeichen gegen den Nationalsozialismus setzten 1936 drei Hakoah-Schwimmerinnen, die sich weigerten, bei den olympischen Spielen in Berlin an den Start zu gehen. Daraufhin wurden sie vom Österreichischen Schwimmverband ausgeschlossen und mussten ihre bislang erworbenen Titel und Medaillen zurückgeben.

Nach dem „Anschluss“ Österreichs wurde Hakoah von den Nazis verboten und die Vereinsstätten beschlagnahmt. 1941 wurde der Name Hakoah in Wien offiziell ausradiert. Viele der Aktiven emigrierten nach Palästina, den USA oder Australien. Andere wurden in Konzentrationslager deportiert. Nach der Befreiung wurde noch 1945 von zurückkehrenden Emigranten und KZ-Überlebenden Hakoah wiedergegründet. Doch nun gab es in ganz Wien nur noch 6.000 überlebende oder zurückgekommene Juden. Trotz ungebrochenem Antisemitismus, der sich vor allem bei Fußballspielen entlud, wurden verschiedene Abteilungen wieder aufgebaut. Eine Restitution im Nachkriegs-Österreich ließ lange auf sich warten: Sie erfolgte erst vor wenigen Jahren und führte zum Neubau eines Hakoah-Zentrums.

Wir besuchten und befragten zahlreiche Hakoahner in Wien, die den Holocaust überlebt haben sowie ehemalige Hakoah-Sportler, die nach Palästina ausgewandert waren, in Israel.

Der Aufsatz Masel tow Hakoah Wien! vom Jim G. Tobias beschreibt die internationalen Erfolge des jüdischen Ausnahmevereins.
Im September 2009 ist bereits in der Zeitschrift Sportzeiten – Sport in Geschichte, Kultur und Gesellschaft 2 (2009) der Aufsatz Wie die Fußballbegeisterung nach Amerika kam veröffentlicht worden.

Biografische Skizzen

K_Schrott
Kitty Schrott
(Foto: Peter Roggenthin)
Elli Schmidt-Susz
Elli Schmidt-Susz
(Foto: Peter Roggenthin)
Martin Vogel
Martin Vogel
(Foto: Peter Roggenthin)
Norbert Lopper
Norbert Lopper
(Foto: Peter Roggenthin)
Traudl Davidovitsch-Fuchs
Traudl Davidovitsch-Fuchs
(Foto: Peter Roggenthin)
Yoram Fried
Yoram Fried
(Foto: Peter Roggenthin)
Erich und Kitty Sinai
Erich und Kitty Sinai
(Foto: Peter Roggenthin)
Hanni Lux
Hanni Lux
(Foto: Peter Roggenthin)
Herbert Schrott
Herbert Schrott
(Foto: Peter Roggenthin)
Max Uri
Max Uri
(Foto: Peter Roggenthin)